Das Maskentragen birgt aus psychologischer Sicht katastrophale Risiken und Nebenwirkungen und treibt die Spaltung der Gesellschaft voran. Die Vermaskung von Schulkindern ist kein harmloses Unterfangen. Bevor man sie hinter Masken zwingt, sollte man die Tragweite der Maßnahme begriffen haben.
Auch Erwachsene könnten stärker betroffen sein, als sie ahnen. Es scheint, dass sich die Spaltung der Gesellschaft verschärft hat und der Umgang miteinander im öffentlichen Raum rauer wurde. Vielleicht hat die Verschleierung der Mimik durch die Maske hierzu beigetragen. Freundliche Umgangsformen brauchen ein offenes Visier, ein geschlossenes meint Kampf. Im Folgenden wird versucht, das Geschehen hinter der Maske zu lüften.
Mimik spielt im zwischenmenschlichen Umgang eine zentrale Rolle. Kommunikation ist mehr als der Austausch von Wörtern. Die Mimik ist auf das Engste mit der Sprache verschnürt und man muss das Paket aufschnüren, wenn man die Funktionsweise der Teile verstehen will.
► Was ist Sprache?
Der Ausdruck Sprache wird für alles Mögliche verwendet. Zunächst für die verbalen Sprachen der Menschen. Mimik und Gestik werden als Körpersprache bezeichnet. Auch von Tiersprachen wird geredet, sogar von einer Bienensprache [auch Tanzsprache(Link ist extern); H.S.]. Mit Letzterer sind die Tänze gemeint, mit denen eine Biene ihren Artgenossen einen Futterstandort signalisiert.
Träfe ein Dackel aus Deutschland auf einen Hund aus China, die beiden verstünden sich auf Anhieb mit jedem „Wau-Wau“. Und auch ein schweigsamer sibirischer Wolf wäre genau im Bilde, worüber die beiden bellen. Animalisches Kommunikationsvermögen wird mit den Genen vererbt. Im Unterschied zu einer menschlichen Muttersprache müssen Tiersprachen nicht erlernt werden. Ihr Verständnis ist angeboren und daher in der gesamten Tierart spontan gegeben. Und jede Tierart kennt nur eine einzige Sprache, deren Gestalt über Jahrtausende gleich bleibt.
Haben Menschen im Laufe der Stammesgeschichte ihr angeborenes Kommunikationsvermögen verloren? Keineswegs. Entdecker wie Kolumbus hätten keine Chance gehabt, sich mit Einheimischen zu verständigen, hätten sie nicht über ein Arsenal von Signalen verfügt, mit denen sie kommunizieren konnten. Es war die angeborene Kommunikationspotenz der Art Homo sapiens, die ins Spiel kam. Sie entspricht jener der Tiere und die Bezeichnung Artsprache wäre hierfür angemessen.
► Ursprache
Bei der gegenwärtigen Verkauderwelschung des Deutschen mit unnötigen Anglizismen ist aber zu befürchten, dass Artsprache als „Artlanguage“, also als „Kunstsprache“ missverstanden wird. Und das wäre das Gegenteil dessen, was hier gemeint ist. Daher sei der Ausdruck ‚Ursprache‘ gewählt.
Wir verfügen durchaus noch über die ursprüngliche Sprache (Singular) unserer Art, die angeboren ist, also mit den Genen erworben wird. Diese Ursprache besteht aus einer weitgefächerten Palette von Ausdrucksformen wie Körperhaltung, Körperbewegungen, besonders der Hände, Droh- und Dominanzgebärden, Unterwerfungsgesten, Abwehrhaltungen, Begrüßungs- u. Einladungsgesten und so weiter. Dazu kommen Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, also alles, was man unter Mimik versteht, wie Lächeln, Augenaufreißen oder -zukneifen, Stirnrunzeln, Lippenspitzen, Mundwinkelherunterziehen, et cetera.
Unsere Mimik fungiert als permanente Signalanlage. Das menschliche Gesicht ist ein Großflughafen von abgehenden Signalen. Und nicht nur Mimik und Körperbewegungen, sondern auch Lautäußerungen nichtverbaler Art, wie Jauchzen, Stöhnen, Zischen, Schreien, Wimmern, Weinen oder Lachen, gehören zur vielfältigen ursprachlichen Ausdruckspalette.
Pantomime ist die Kunst, mit dem Repertoire der ursprachlichen Signale Geschichten zu erzählen. Comics und Zeichentrickfilme leben von der expressionistischen Übertreibung ursprachlicher Codices. Sie werden schon von sehr kleinen Kindern spontan verstanden, was belegt, dass ihr Verständnis angeboren ist.
Joe Navarro(Link ist extern) (* 26. Mai 1953 in Cienfuegos, Kuba), ein kubanischer Einwanderer in die USA, erzählt:
„Als ich acht Jahre alt war, kam ich als Flüchtling aus Kuba in die USA. [..] Am Anfang konnte ich kein Wort Englisch und so tat ich das, was auch Tausende anderer Immigranten taten, die ins Land kamen. Wenn ich zu meinen neuen Schulkameraden dazugehören wollte, so wurde mir schnell klar, dann musste ich mich auf die ‚andere‘ Sprache konzentrieren, die mir leichter zugänglich war: die Sprache nonverbalen Verhaltens. Und ich stellte fest, dass ich diese Sprache sofort übersetzen und verstehen konnte. In jener Zeit betrachtete ich den menschlichen Körper als eine Art Schautafel, auf der die Gedanken eines Menschen bildlich dargestellt sind — anhand von Mimik, Gestik und anderen Bewegungen konnte ich sie ablesen [..]
Anfangs nutzte ich Körpersprache, um dahinter zu kommen, was meine Klassenkameraden und Lehrer mir zu vermitteln versuchten und welche Haltung sie mir gegenüber einnahmen. Eines der ersten Dinge, die ich bemerkte, war, dass Schüler oder Lehrer, die mich wirklich mochten, ihre Augenbrauen hoben, wenn ich den Raum betrat. Andererseits kniffen diejenigen, die mir nicht sonderlich freundlich gesinnt waren, ihre Augen leicht zusammen, wenn ich auf der Bildfläche erschien — ein Verhalten, das man nie wieder vergisst, wenn man es einmal beobachtet hat“ [1].
Im Zweiten Weltkrieg war es für die französische Résistance eine Frage von Leben und Tod herauszufinden, ob jemand ein Spitzel war. Hierfür hatte sie einen Experten. Der blinde frz. Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Hochschullehrer Jacques Lusseyran(Link ist extern) (* 19. September 1924 in Paris; † 27. Juli 1971 in Saint-Géréon b. Ancenis) schildert, wie er einem gewissen Nivel begegnete:
„Als aber Nivel eintrat und ein überfreundliches ‚Guten Tag’ ertönen ließ, war die Diagnose mühelos gestellt: ‚Diesen Menschen fallen lassen! So schnell wie möglich sich von ihm lösen! Seine warme Stimme, seine wohl abgerundeten Sätze gaben ihm das Gesicht, das ich zunächst gesehen hatte. Aber unter diesem Gesicht kam sofort ein anderes zum Vorschein. [..]
Ich hatte in mir eine geheime Kammer: Wenn ich auf die gute Idee kam, dorthin hinab zu steigen, wurden alle Dinge einfach und klar. Vor allem war hier von den Menschen alle Tünche abgewaschen: In einem sanften Wort konnte ich eine Drohung hören, in einem prahlerischen Ausspruch die Angst. Und dieser Ort der Klarheit — es ist seltsam! — war nichts anderes als jener innere Raum, der mir vertraut ist, seitdem ich mit acht Jahren blind geworden bin.
Ich habe niemals genau erfahren, welches Unglück uns meine Intuition erspart hatte. Doch einige Monate später wurde der verdächtige Nivel [..] gesehen. Er trug das Parteiabzeichen und brüllte mit den anderen Heil Hitler!“ [2].
Früh erblindete Menschen entwickeln bisweilen eine besondere akustische Sensibilität, die ihnen als Frühwarnsystem dient. Für Lusseyran war das Gehörte weit mehr als eine Abfolge von Sätzen. Er lauschte auf die ursprachlichen Signale, die der andere unabsichtlich preisgab. Denen begegnete er in seiner „geheimen Kammer“. Und die verrieten ihm, dass der andere ein Lügner und Spitzel war.
[Mit knapp acht Jahren erblindete Lusseyran durch einen Unfall in der Schule, doch das Kind beschließt, dies als Privileg zu erleben. 1943 wurde er verhaftet und deportiert, kehrte lebend aus dem Konzentrationslager Buchenwald zurück und begann Bücher zu schreiben, die in den USA zu Bestsellern wurden. Er starb 46jährig bei einem Autounfall auf der RN 23 (heute D 723) in Saint-Géréon, 30 km östlich von Nantes, als er wieder seine alte Heimat besuchte. Welch ein außergewöhnliches Schicksal und Tragik! Reposez en paix, Mons. Lusseyran. Helmut Schnug]
Das wichtigste Erkennungsmerkmal eines Menschen ist neben seinem Aussehen seine Stimme. Sie wird nicht nur durch Kehlkopf und Stimmbänder geformt, sondern auch durch sein Temperament und seine Art zu sprechen. Stimmhöhe, Lautstärke, Rhythmus und Tempo, die Art der Betonung und anderes mehr machen die Einzigartigkeit einer Stimme aus. Das alles sind ursprachliche Signalmomente.
Nicht nur was, sondern auch wie jemand etwas sagt, ist ausschlaggebend. Das Gewicht des ursprachlichen Anteils in der alltäglichen Kommunikation wird unterschätzt, weil die Aufmerksamkeit auf den Inhalt einer Rede gerichtet ist.
Der englische Archäologe Steven Mithen(Link ist extern) meint:
„Wir sind heute relativ desensibilisiert, was die Feinheiten der Gesten und Körperbewegungen betrifft, einerseits, weil wir so an der gesprochenen Sprache hängen, und andererseits, weil wir die Kraft des Kommunikationssystems, das auf Gesten und Körperbewegungen basiert, verkennen“ [3].
Ähnlich wie Mithen bemerkt auch der niederländische Primatologe Frans de Waal(Link ist extern) (* 29. Oktober 1948 in ’s-Hertogenbosch):
„[..] unsere Fixierung auf das gesprochene Wort hindert uns, die Fülle nichtverbaler Signale – Körperhaltung, Gesten, Mimik und Stimmlage – in vollem Umfang zu begreifen. Ohne Körpersignale verliert unsere Kommunikation ihren emotionalen Gehalt und wird zu bloß technischer Information [..]
Wenn Menschen aufgrund einer neurologischen Erkrankung ihre mimische Ausdrucksfähigkeit verlieren und deswegen nicht die Emotionen anderer widerspiegeln können (beispielsweise durch Lächeln oder Stirnrunzeln), verzweifeln sie an ihrer Einsamkeit, wie man weiß. Unsere Spezies findet ohne die Körpersprache, die uns zusammenzementiert, das Leben kaum lebenswert“ [4].
Die menschlichen, ursprachlichen Signale sind in ihrer Grundstruktur denen von Menschenaffen (Hominiden) verwandt. Sie sind vom selben Evolutionstypus. Daher gibt es wechselseitiges Verständnis.
„Es hätte keinen Zweck, Angst oder Feindseligkeit verbergen zu wollen, denn die menschliche Körpersprache ist für Schimpansen ein offenes Buch“ [5].
Und wir verstehen sehr wohl, was es bedeutet, wenn sich ein Gorilla- oder Schimpansenmännchen aufrichtet und mit den Fäusten an die Brust schlägt: „Seht her, ich bin der Größte!“
Man kann davon ausgehen, dass die Erzeugung und Verarbeitung ursprachlicher Signale ein Erbteil aus der animalischen Phase der Menschheitsgeschichte ist, deshalb in stammesgeschichtlich älteren Hirnarealen geschaltet wird und nicht über jene kortikalen Partien läuft, in denen sprachbasiertes, diskursives Denken stattfindet. Dazu passt, dass ursprachliche Signale als spontan, unmittelbar, reflexartig oder instinktiv empfunden werden und man unbewusst agiert oder reagiert.
► Kultursprachen [6]
Im Laufe der Evolution der Primaten entsteht ein Ausnahmewesen, der Mensch. Seine Reifung vom Säugling zum erwachsenen Exemplar ist nicht mehr allein genetisch vorherbestimmt wie bei allen anderen Arten, sondern die vollständige Reifung bedarf eines kulturellen Eingriffes, setzt das Wirken einer spezifischen Sprachkultur voraus.
Genetisch vererbt, also angeboren sind in diesem Fall nur die Fähigkeit und das Verlangen des Kleinkindes, die Sprache seiner Umgebung zu lernen. Diese Sprache hat in seinen Genen keine Repräsentanz, aber das Sprechenlernen hinterlässt in seinem Großhirn physische Einträge (spezifische Figurationen von Synapsen). Um ein vollwertiges Mitglied einer menschlichen Gemeinschaft zu werden, müssen Kinder in eine Sprachkultur hineinwachsen. Menschwerdung ist somit nur als sozialer Prozess innerhalb einer Kultur möglich.
Biologische Gestalt und kulturelles Umfeld sind hier aber keine Gegensätze, sondern unabdingbare Komponenten jeder Menschwerdung. Althergebrachte, philosophische Denkweisen, dass Natur und Kultur Gegensätze seien, erweist sich hier als erkenntnistheoretischer Irrtum. Die biologische Substanz des Menschen ist so angelegt, dass sie zu ihrer Reifung der Sprache einer gegebenen Kultur bedarf. Es liegt daher nahe, die verbalen Verständigungsmittel der Menschheit als Kultursprachen zu begreifen.
Kultursprachen haben kein starres Begriffsrepertoire und auch keine unveränderliche Wörterpartitur, sondern sie verändern sich im Laufe der Zeit wie die Kultur, deren Verständigungsmittel sie sind. Was auf den ersten Blick als Nachteil erscheint, ist das Geheimnis des Erfolges. Die Erweiterung des Wissens bedarf einer veränderbaren Sprache, um das Neue in Begriffe zu fassen. Würden Sprachen mit den Genen vererbt, könnten sie sich nicht zeitnah verändern. Genmutationen finden in anderen Zeiträumen statt.
► Das Instrumentarium der Symbole
Menschen betrachten die Welt anders als Tiere. Die ursprüngliche, animalische Form der Betrachtung kann nicht die reflektierte Wahrnehmung der Dinge und Vorgänge gewesen sein. Das muss so etwas wie eine unmittelbare Anmutung, ein Sein im Hier und Jetzt gewesen sein, gleich einem Treibholz im Strom der Zeit. Ein Sein, das von den Vorgängen des Lebens angemutet und von den eigenen Affekten(Link ist extern) (Erregungen) beherrscht wird.
In drogen- oder meditationsbedingten Rauschzuständen lässt sich das Moment bewusster Wahrnehmung kurzzeitig ausschalten und ein Zustand erleben, der ursprünglicher Anmutung nahekommen könnte. Religiös motivierte Meditierende oder Drogenkonsumenten deuten das als ‚Fenster zur Transzendenz‘ oder als ‚Erweiterung der Pforten der Wahrnehmung‘.
Es gibt streng genommen nichts, was nicht im Lauf der Zeit einer Veränderung unterliegt. „Alles fließt“, sagte ein altgriechischer Philosoph. Erst unsere Muttersprache macht, dass etwas für uns ist. In einer Sprache sind Momente des ewig fließenden Weltgeschehens in Symbolen erstarrt. In einer gesprochenen Sprache sind es Lautsymbole (Norbert Elias).
Diese haben mit dem Bezeichneten keinerlei Ähnlichkeit, ausgenommen sogenannte lautmalende Wörter, mehrheitlich aus der Kindersprache, wie Miau oder Muh. Diese Symbole bilden das, was wir Sprache nennen. Und wir sind auf geheimnisvolle Weise in der Lage, diesen Symbolen/Begriffen/Wörtern, die aus Konkretem geboren wurden, einen verallgemeinernden Bedeutungsradius einzuräumen.
Baum: Das Lautsymbol/Wort Baum ist ein Symbol für eine unendliche Vielzahl von ähnlichen Gewächsen, die durch Wachsen oder Absterben einer ständigen Veränderung unterliegen. Es gibt keine zwei Bäume, die genau gleich sind. Dennoch verständigen wir uns über Bäume und wissen, was damit gemeint ist. Dieses Verstehen auf einer höheren Synthese-Ebene ist nicht angeboren, sondern wird mit dem Sprechen lernen erworben.
Mama: Zunächst ist die Mutter nur ein nährendes und schützendes Biotop für den Säugling. Es dauert seine Zeit, bis er die zwei großen Augen über seinem Gesicht, den vertrauten Klang ihrer Stimme und die schützenden Arme, die ihn umfangen und hochheben, bis das alles zu „Mama“ wird, zusammenschmilzt zu dem Lautsymbol Mama, das er von seiner Umgebung angeboten bekommt. Das Biotop wird in seinem Gedächtnis nun mit dem Symbol Mama repräsentiert. Und es kann noch lange dauern, bis er seine Mama mit dem Wort Mutter in Verbindung bringt.
Mit dem Sprechen lernen eröffnet sich gleichsam eine zweite Welt. Wilhelm von Humboldt(Link ist extern) (* 22. Juni 1767 in Potsdam; † 8. April 1835 in Tegel) bemerkte, dass die Sprache
„nicht bloß ein Austauschmittel zu gegenseitigem Verständnis, sondern eine wahre Welt ist, welche der Geist zwischen sich und die Gegenstände [..] setzen muss“ [7].
Die erlebte Welt bekommt in Lautsymbolen ein zweites Sein und fortan steht das Lautsymbol als Mosaiksteinchen der „wahren Welt“ für das Wahrgenommene. Unbewusste Anmutung wird zur bewussten Wahrnehmung.
Der deutsch-britische Soziologe Norbert Elias(Link ist extern) (* 22. Juni 1897 in Breslau; † 1. August 1990 in Amsterdam) spricht in diesem Zusammenhang von der
„Symbolemanzipation der Menschheit [..], von ihrer Befreiung aus der Fesselung an überwiegend nicht erlernte, angeborene Signale und vom Übergang zur Vorherrschaft einer weitgehend erlernten Modulation der Stimme zu Zwecken der Kommunikation“ [8].
Ereignisse oder Gegenstände bekommen Namen, werden mit Raum- und Zeitbezügen im Gedächtnis gespeichert und somit beliebig abrufbar. Mit der Aneignung von Lautsymbolen befreit sich der Mensch aus der Bindung an Zeit und Raum, weil Figurationen von Lautsymbolen (Wörtern/Begriffen) zu Gedanken werden (Denken als stummes Sprechen verstanden), die frei verfügbar und manipulierbar sind. Die im Sprachgedächtnis gespeicherten Lautsymbole sind die Bausteine der Humboldt’schen wahren Welt, welche der Intellekt zwischen sich und die Gegenstände setzt.
Elias bemerkt, dass es nicht möglich wäre, einem Hund beizubringen, wütend sein Revier zu verteidigen, wenn kein Rivale im Anmarsch ist. Die Aufforderung an einen Hund: „Stell dir vor, es kommt ein Störenfried und jetzt belle!“, würde nicht klappen. Wenn der Anlass für eine angeborene, artgemäße Reaktion fehlt, bleibt sie aus. Ein Hund, wie alle Tiere, ist verhaftet im Hier und Jetzt.
Dem gegenüber kann ein Kind, das mit seiner Puppe spielt, echte Trauer empfinden, wenn die Puppe krank ist. Ebenso leicht kann es sich im nächsten Augenblick freuen, dass die Puppe wieder gesund ist. Das Kind kann in Fantasiewelten wandeln.
In der Fantasie können Dinge und Vorgänge in beliebige Räume und Zeiten verlegt werden. Mehr noch, aus verschiedenen Symbolen können Fantasiegestalten konstruiert werden wie das Einhorn, der Teufel, die Engel und andere Mythengestalten.
► Was ist Bewusstsein?
Diese Frage treibt Philosophen und Psychologen schon seit ewigen Zeiten um. Christliche Theologen machten es sich und uns leicht und sagten, es sei der göttliche Funke.
Die Lösung könnte in der Einsicht liegen, dass die Erfassung des Weltgeschehens durch Symbole eine neue Dimension bekommt, eine fünfte Dimension (Elias). Es sind die Symbole einer Sprachkultur die uns vor unserem geistigen Auge begegnen, deren wir uns bewusst werden. Bewusstsein wäre somit ein kultursprachliches Phänomen. Bewusst, im Sinne von reflektierbar, darüber nachdenken können, wird nur das, was über jene kortikalen „Umspannwerke“ läuft, die kultursprachliche Einträge verarbeiten.
„In der Tat bleibt den Angehörigen einer Sprachgemeinschaft alles das unbekannt, was in ihrer Sprache nicht (laut-)symbolisch repräsentiert ist; sie können darüber nicht miteinander kommunizieren“ [9].
Dass wir über uns nachdenken können, uns von uns selbst distanzierend, ist unserer Sprache zu danken. Bewusstsein ist Bewegung in der fünften Dimension.
Wenn man sich aus dem Hineingeworfensein in das Hier und Jetzt befreien kann, tun sich neue Welten auf. Erinnerungen an Vergangenes, Vorstellungen über Fernes, Fantasien über Zukünftiges werden möglich. Diese Freiheit hat die Verfügbarkeit von Lautsymbolfigurationen zur Voraussetzung, denn erinnern, planen, glauben, fantasieren ist stimmloses Sprechen, wobei einmal erfasste Gedankengänge nicht jedes Mal Stück für Stück neu gedacht werden müssen, sondern abgerufen werden können, ähnlich wie man eine Zeitungsüberschrift mit einem Blick überfliegt und nicht Buchstabe für Buchstabe entziffern muss — es sei denn, man ist Legastheniker.
► Das duale System menschlicher Kommunikation
Die ältere Hirnforschung neigte zu der Ansicht, dass es im Gehirn mehr oder weniger abgegrenzte Bereiche gäbe, denen verschiedene Funktionen zukämen. Es gäbe ein Areal für Sprache, benannt nach den Forschern Paul Broca(Link ist extern) und Carl Wernicke(Link ist extern); Areale, in denen Sinnesempfindungen verarbeitet werden; eine Hirnpartie (Amygdala(Link ist extern), auch Mandelkern), aus der Gefühle, Emotionen, Affekte gespeist werden und so weiter.
Jüngere neurologische Forschungen scheinen zu belegen, dass das Ausmaß der Vernetzung des gesamten „Apparates“ unterschätzt wurde. Laienhaft ausgedrückt könnte man sagen, dass das Gehirn des Menschen eine multifunktionelle Maschine ist, in der alles mit allem zusammenhängt, reagiert und kommuniziert.
Andererseits widersprechen neuere Erkenntnisse über die Physiologie des Gehirns herkömmlichen psychologischen Auffassungen:
Situationsgefärbte Erregungsspitzen unseres Seelenlebens nennen wir Liebe, Hass, Eifersucht, Trauer, Freude, Neid, Wut, Angst, oder Mitleid, um nur einige zu nennen. Sie werden auf einer höheren Synthese-Ebene als Gefühle bezeichnet, oder akademischer ausgedrückt, als Emotionen oder Affekte. In all diesen Begriffen erstarren psychische Prozesse zu autonomen Subjekten: — der Liebe, dem Hass und so weiter. (In Dramen der Barockzeit wurden sie als Personen dargestellt.) Diese prägen das Denken, denn die Züge der Gedanken folgen den Geleisen der Sprache.
Mit der Fähigkeit zur Reflexion wächst auch die Fähigkeit zur kulturell gebotenen Affektbeherrschung. In einer Jugendbande mag so etwas wie ein Urzustand herrschen und der Stärkste weist, wie bei einem Wolfsrudel, die anderen in ihre Schranken. Kulturen erfordern ein differenzierteres Affektmanagement.
Aus dieser Warte wird die Rückkehr in den Urzustand zur Auffälligkeit, wenn jemand zum Beispiel „ganz von Sinnen“ vor Wut oder Angst ist, während das eigentlich Auffällige, die Affektreduktion, als das Normale erscheint. So entsteht die Vorstellung, dass Affekte/Emotionen/Gefühle zusätzliche Dimensionen oder Potenzen unseres Seelenlebens seien, obwohl dem die Erfahrung widerspricht, denn es bedarf zwar einer mentalen Anstrengung Liebe, Hass oder Eifersucht zu unterdrücken, nicht aber diese Gefühle zu haben.
Das war der Grund, weshalb die ältere Hirnforschung nach einem Zentrum oder einer Quelle für Gefühle suchte. Tatsächlich zeigt die jüngere neurologische Forschung ein etwas anderes Bild. Danach sind Affekte keine zusätzlichen Attribute, die zugeschaltet werden, sondern eine immanente Eigenschaft aller psychischen Phänomene, also auch eine Eigenschaft der Wahrnehmung oder der Erkenntnis oder des Glaubens.
In der amerikanischen Literatur wird diesbezüglich von ‚core affect‘ [Kerneffekt] gesprochen, was man mit Basiserregung oder Primäraffekt übersetzen könnte. Diese Theorie kann erklären, weshalb ursprachliche Signale eine affektive Ladung haben und beim Empfänger eine entsprechende Resonanz auslösen, egal ob es ein Lächeln oder eine abweisende Mundwinkelstellung, eine herrische Geste oder ein eingezogener Buckel, ein angewidertes Zischen oder ein lauter Lacher ist.
Ursprachliche Signale scheinen bisweilen noch die Vitalität einer stammesgeschichtlichen Epoche zu haben, der kulturbedingte Affektreduktion fremd war. Einem schallenden Gelächter kann man schwer widerstehen, selbst wenn man gar nicht weiß, worum es geht. Dasselbe gilt für wehklagende Trauer.
Die ursprachlichen Signale sind raum- und zeitgebunden. (Pantomime spielt in der Gegenwart.) Das kultursprachliche Instrumentarium, das die Raum- und Zeitbindung überwindet, ist dem alten System weit überlegen und wurde gleichsam zum Wortführer im dualen System der menschlichen Kommunikation.
Damit ändert sich die Funktion der ursprachlichen Signale. Variationen in Mimik und Gestik sowie in Tonhöhe, Lautstärke, Melodie, Rhythmus und Betonung dienen nun als parallele Signalebene, die der verbalen Mitteilung eine persönliche Note verleiht. Durch die ursprachlichen Signale bringt der Sprecher seine Individualität mit ein und offenbart seine affektive Konfiguration, vielleicht sogar ungewollt, wie wir an dem Beispiel von Nivel sehen konnten. Das heißt, es werden nicht nur Inhalte, sondern auch Affekte kommuniziert. Erst beide Seiten zusammen ergeben ein Gespräch unter Menschen, machen es lebendig und authentisch.
► Der Fluch der Maske
Weil in einer Gesprächssituation nicht nur Inhalte, sondern auch Affekte kommuniziert werden, ist das individuelle Moment einer Mitteilung von immenser Bedeutung für eine Zuhörerschaft, besonders für eine jüngere. Wenn die Maske die Mimik verdeckt, fehlt eine wesentliche Orientierungsquelle, die gerade für Kinder von größter Bedeutung ist.
Eine sympathische Verbindung zur Lehrperson ist ein wesentlicher Faktor für den Lernerfolg. Je stärker eine Situation ein affektives Engagement auslöst, desto eher werden Informationen im Gedächtnis gespeichert und desto lebhafter werden sie später erinnert. Was die Pädagogik intuitiv schon lange weiß, wird durch neuere Hirnforschungen bestätigt.
Durch den oben angesprochenen Primäraffekt wird schon vor der Bewusstwerdung die Aufmerksamkeitsverteilung moderiert. Der Affekt wirkt als Filter, welche Sinnesreize das Bewusstsein erreichen. Durch den Primäraffekt bekommt die Wahrnehmung eine subjektive Qualität und gewinnt persönliche Bedeutsamkeit. Die Überzeugungskraft einer Erinnerung wurzelt in ihrer affektiven Ladung. Psychiatriepatienten, die eine Störung in diesem Bereich haben, wissen zwar, dass sie jemanden kennen, haben aber bei einer Begegnung nicht das emotionale Erlebnis des Wiedererkennens.
Das amerikanische Forscherteam Seth Duncan und Lisa Feldmann Barett(Link ist extern) berichtet, dass dort, wo die höchsten affektiven Ladungen zu finden sind, auch die festesten Überzeugungen vorherrschen, selbst dann, wenn das Gegenteil evident ist. Die stärksten affektiven Ladungen fanden sie in jenen Themenbereichen, in denen es um metaphysische Fragen ging. Daher sei religiöser Fanatismus am allerwenigsten für Gegenargumente zugänglich [10]. Man wird hinzufügen dürfen, dass dies auch für politische Themenbereiche zu gelten scheint.
Diese etwas detailliertere Einlassung auf jüngere neurologische Forschungsergebnisse sollte deutlich machen, welch immense Bedeutung der affektive Faktor für Wahrnehmen, Erinnern, Wissen und Glauben hat. In Hinblick darauf sind Masken für den Schulerfolg kontraproduktiv, denn sie reduzieren den affektiven Part der Kommunikation.
Nicht nur für das Lehrer-Schüler-Verhältnis könnte das Maskenregime bei längerer Dauer problematisch sein, sondern auch für die Klassengemeinschaft selbst. Diese wird durch die Maske in einem empfindlichen Punkt getroffen. Die Rückkoppelung gegenseitiger Akzeptanz und Sympathie wird deutlich erschwert. Aber gerade das ist es, was eine Klassengemeinschaft zusammenhält.
Ein Eingriff in das affektive Gleichgewicht einer Klassengemeinschaft, wie er durch die Maske erfolgt, ist keine harmlose Angelegenheit. Alles dies wäre einer breit angelegten Untersuchung wohl wert.
Berndt Bleckmann
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Berndt Bleckmann, Jahrgang 1944, ist Diplom-Psychologe und mit einer Weißrussin verheiratet. Nach Schulbesuchen in St. Gilgen und Salzburg studierte er in München. Danach war er beruflich in der Erwachsenenbildung tätig und immer mit Eifer in den Bewegungen der 1970er und -80er Jahre dabei. In reiferen Jahren kehrte er nach Österreich zurück. Er litt und stritt 24 Jahre im Kommunalparlament einer oberösterreichischen Landgemeinde, hielt Hochlandrinder und Pferde und schreinerte unter anderem Fenster, Türen und Möbel. Außerdem verfasste er Literarisches und das Buch „Guru statt Jesus“.
Quellen und Anmerkungen:
[1] Joe Navarro, Menschen lesen — Ein FBI-Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt, München 2010, Seite 17 folgende.
[2] Jacques Lusseyran, Das wiedergefundene Licht, Frankfurt am Main 1981, Seite 173 folgende. (>Textauszüge(Link ist extern))
„Die berühmt gewordene Lebensgeschichte eines als Kind Erblindeten, der seine Behinderung mit Phantasie und Disziplin überwindet, eines Mannes, dessen Leben als Widerstandskämpfer, Literaturprofessor und Schriftsteller von einer sensiblen Zuversicht getragen war, die ihn befähigte, auf unvergleichliche Weise zu »sehen«.“ (Klappentext)
[3] Steven Mithen, The Singing Neanderthals, London 2005, Seite 157.
[4] Frans de Waal, Der Affe in uns: Warum wir sind wie wir sind, München 2009, Seite 300 folgende.
„Sind Fußballfans nicht wie eine Horde wild gewordener Affen? Erinnert manch cholerischer Chef nicht an einen wütenden Gorilla? Frans de Waal, der den Menschen irgendwo zwischen den sanften Bonobos und den aggressiven Schimpansen ansiedelt, beweist im direkten Vergleich zwischen Primaten, Managern und Politikern, dass das menschliche Verhalten im Grunde evolutionär bestimmten Schemata folgt. Ob es um Macht geht, um Gewalt oder Zuneigung: Der Mensch kann seine Verwandtschaft mit den Primaten nicht verleugnen. Eine unterhaltsame und kluge Erklärung, warum wir so sind, wie wir sind.“ (Klappentext)
[5] Frans de Waal, Seite 306.
[6] Wichtige Einsichten zu diesem Abschnitt verdankt der Verfasser der Elias’schen Symboltheorie. Norbert Elias, Symboltheorie, Frankfurt am Main 2001.
„Die Symboltheorie ist das letzte Werk, das Norbert Elias fertigstellen konnte; es erscheint hier zum ersten Mal auf deutsch. Die Symboltheorie entwirft eine empirische interdisziplinäre Wissenschaft, die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie mit solchen der Linguistik und der Soziologie menschlicher Wissensentwicklung verknüpft. Das empirische Studium der gesellschaftlichen Verwendung von Symbolen als Kommunikations- und Orientierungsmittel soll an die Stelle einer unfruchtbaren Spekulation treten, die in Dualismen wie Natur/Kultur, Subjekt/ Objekt oder Idealismus/Materialismus verharrt.“ (Klappentext)
[7] Wilhelm von Humboldt, Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues, Gesammelte Schriften, Band VII, Seite 177.
[8] Norbert Elias, Symboltheorie, Seite 86.
[9] Norbert Elias, Symboltheorie, Seite 10.
[10] Seth Duncan and Lisa Feldmann Barett, Affect is a form of cognition: A neurobiological analysis, National Institute of Health, Cogn. Emot., 2007 September; 21(6): 1184-1211.
Lesetipps:
»Die Maske hat uns das freundliche Gesicht geraubt: Sie hat das Antlitz einer kranken Gesellschaft in unser Bewusstsein gebrannt. Derzeit leben wir in einem Land des verlorenen Lächelns.« von Susanne Begerow, Diplompsychologin und Publizistin | RUBIKON, im KN am 11. März 2022 >> weiter.
»Herzlose Begrüßung in Coronazeiten: Ellbogengruß, Faust- und Fußgruß« von Gabriele Herb | RUBIKON, im KN am 1. März 2022 >> weiter.
► Quelle: Dieser Text erschien als Erstveröffentlichung am 17. Mai 2022 bei RUBIKON >> rubikon.news/(Link ist extern) >> Artikel(Link ist extern). RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch die Geschäftsführerin Jana Pfligersdorffer. RUBIKON unterstützen >> HIER(Link ist extern). Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International lizenziert. >> CC BY-NC-ND 4.0(Link ist extern). Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.
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1. Blondhaariges Kleinkind im grünen Kleidchen mit bunter Stoffmaske: Das Maskentragen birgt aus psychologischer Sicht katastrophale Risiken und Nebenwirkungen. Kindern zu erzählen, sie brächten ihre Oma um, wenn sie keine Maske tragen oder Oma umarmen wollen — und schlimmer noch: wenn sie sich nicht gerne „impfen“ lassen [Verabreichung einer Flüssigkeit, die wir „Impfung“ nennen sollen, nachdem die WHO die Definition der Begriffe immer wieder geändert hat – nun sind auch Gentherapeutika, also Gentechnik-Präparate, Impfstoffe. H.S.] —, sind einer Nötigung, einer Erpressung ausgesetzt, die alles übersteigt, was im Rahmen einer schwarzen Pädagogik schon einmal en vogue war. Früher hieß es, dass Mutti traurig ist oder Migräne kriegt, wenn du frech bist. Heute bringst du eben alle um, wenn du nicht brav bist, nicht wahr?
Foto: Quinn Dombrowski, Berkeley, USA. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)). Der Bildausschnitt wurde von Helmut Schnug verändert!
2. Kleiner Junge ist offensichtlich ziemlich sauer. Als die Mimik (auch die Miene oder das Mienenspiel) werden die sichtbaren Bewegungen der Gesichtsoberfläche bezeichnet. In den meisten Fällen entsteht ein Gesamteindruck aus einzelnen mimischen Facetten, da die einzelnen Bewegungen der Gesichtsmuskulatur in Sekundenbruchteilen ablaufen. Die Mimik ist ein Teil des Ausdrucksverhaltens des Menschen sowie dazu befähigter Tiere. Sie ist beim Menschen zusammen mit anderen Verhaltensweisen und Handlungen wie der Gestik ein wichtiger Bestandteil der nonverbalen Kommunikation(Link ist extern). Foto: Milan Nykodym, Kutna Hora / Czech Republic. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)).
3. Kleines Mädchen zieht eine Grimasse: Der Gesichtsausdruck beruht im Wesentlichen auf der Kontraktion der mimischen Muskulatur(Link ist extern) und wird besonders durch Augen und Mund als die beweglichsten Teile des Gesichts hervorgebracht. Es gibt etwa dreitausend Variationen.
Mimik besitzt in folgenden Bereichen eine besondere Bedeutung:
• sie ist Ausdruck von einer bestimmten Emotionalität, manchmal auch Intentionalität und wird so zu einer grundlegenden, jedoch oft unwillkürlichen Art von Kommunikation
• sie hat Ausdrucks- und Appellfunktion, ist somit erste Mitteilungsform zwischen Kind und Eltern
• sie gibt Aufschluss über individuelle Eigenheiten eines Menschen aufgrund seiner personenspezifischen Bewegung (Eigendynamik).
Mimische Kommunikation(Link ist extern) und Interaktion(Link ist extern) ist sozial(Link ist extern) bedeutsamer, als es die auffälligere und besser dokumentierbare Sprache(Link ist extern) vermuten lässt. Foto: Milan Nykodym, Kutna Hora / Czech Republic. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)). Der Bildausschnitt wurde von Helmut Schnug verändert!
4. Schimpanse und Mensch beim Schachspielen: Die menschlichen, ursprachlichen Signale sind in ihrer Grundstruktur denen von Menschenaffen verwandt. Sie sind vom selben Evolutionstypus. Daher gibt es wechselseitiges Verständnis. Im Spiel zweier ungefähr gleichstarker Gegner kommt es bisweilen zu einer Situation, in der sich beide Seiten paralysiert haben, es scheint keinem mehr möglich, die Partie zu gewinnen, und bei sehr guten Spielern ist das in der Regel dann auch der Fall. Dann haben beide verloren. Fanstasiebild/Fotomontage: Tabor / Reinhold Silbermann. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Fantasiebild(Link ist extern).
5. WORTE: Kultursprachen haben kein starres Begriffsrepertoire und auch keine unveränderliche Wörterpartitur, sondern sie verändern sich im Laufe der Zeit wie die Kultur, deren Verständigungsmittel sie sind.
Viele Wörter sind allerdings durch die Rechtschreibreformen einfach verschwunden, die literarische Ausdruckskraft der Sprache wurde eingeschränkt, und die neuen Schreibregeln haben die Lesbarkeit des geschriebenen Wortes nicht gerade verbessert. Passiver Widerstand beginnt mit den Worten. Zu denken, woher die Begriffe und Schlagworte kommen, die wir verwenden oder ständig zu hören bekommen, und welche Gedankenwelt hinter den Begriffen steht, die man uns in den Medien fortwährend wie Flöhe ins Ohr setzt. Entlarvt den Liberalismus in seinen Worten, und befreit Euch von seinem Denken! Foto: Steffi Reichert, Berlin alias URBAN ARTefakte. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0(Link ist extern)).
6. Muttern mit ihren Kindern beim Betrachten eines Bilderbuches. Lautmalende Wörter, mehrheitlich aus der Kindersprache, wie Miau, Muh oder töff töff dienen als Symbole. Sie bilden das, was wir Sprache nennen. Foto: frimufilms. (detaillierter Urhebername nicht benannt!). Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/(Link ist extern) . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (frimulims) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto(Link ist extern).
7. Mädchen küsst seine Puppe. Ein Kind, das mit seiner Puppe spielt, kann echte Trauer empfinden, wenn die Puppe krank ist. Ebenso leicht kann es sich im nächsten Augenblick freuen, dass die Puppe wieder gesund ist. Das Kind kann in Fantasiewelten wandeln. Foto: SeaReeds. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Foto(Link ist extern).
8. Menschliches Gehirn: Diese linke Hälfte ist für Logik, Verstand und Sprache zuständig, während die in unserer Kultur schwächer ausgeprägte rechte Gehirnhälfte der Sitz unseres Gefühlslebens ist. Diese Polung der menschlichen Gehirnhälften fand auf kollektiver Ebene vor mehreren zehntausend Jahren statt und vollzieht sich bei jedem Einzelnen noch heute im Kindesalter. Illustration: ElisaRiva / Elisa, Italia. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Illustration(Link ist extern).
9. Psychosen und Stress haben viele Ursachen, z.B. ein Gefühl der Angst und Hilfslosigkeit, der Bedrohung der Gesundheit, der wirtschaftlichen Existenz, familiäre Probleme etc. So tendieren viele Menschen der heutigen Masken- und Plexiglasgesellschaft zum Notfall-Modus (Flight-Fight-Freeze-System, kurz FFFS). Sollte man nicht auch darauf achten, ob eine Verhaltensweise Ausdruck körperlicher und geistiger Gesundheit ist?
Foto: Engin_Akyurt / Engin Akyurt, Türkçe. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Foto(Link ist extern).
10. Masketragender Junge auf der Rücksitzbank eines Autos. Der Kinderarzt Dr. Eugen Janzen hat eigene Blutuntersuchungen bei Kindern und Erwachsenen durchgeführt, um hormonelle Veränderungen aufgrund des Maskentragens zu erforschen. Entscheidend für das Ausmaß der Schädlichkeit und den Anteil der CO²-Rückatmung ist offenbar die Größe des Totraumvolumens zwischen Gesicht und Maske sowie das Alter und Lungenvolumen des Trägers.
Bei Erwachsenen macht das Totraumvolumen nur ca. 10% des gesamten Atemzugsvolumens der Einatmungsluft aus. Bei z.B. einem 7-jährigen Mädchen mit 20 kg: ca. 70ml Totraumvolumen bei 200ml Atemzugsvolumen, also 35%. CO²-Wert im Blut steigt, Gefäße werden dadurch weiter, Herzfrequenz, Atemfrequenz und Atemtiefe verändern sich sicher. Als Gegenreaktion: Nebenniere produziert Stresshormon Adrenalin, welches die Gefäße verengt. Der Arzt berichtet von seinen Experimenten mit ca. 20 verschiedenen Maskenarten an sich selbst und mit verschieden alten Kindern und Erwachsenen in Familie und Bekanntenkreis.
Foto: John Benitez, Miami Florida. Quelle: Unplash.com(Link ist extern). Unsplash is internet’s source of freely usable images. Unsplash gewährt Ihnen eine unwiderrufliche, nicht-exklusive, weltweite Urheberrechtslizenz zum Herunterladen, Kopieren, Ändern, Verbreiten, Aufführen und Verwenden von Fotos von Unsplash kostenlos, auch für kommerzielle Zwecke, ohne Erlaubnis oder Nennung des Fotografen oder von Unsplash (obwohl eine Namensnennung erwünscht ist!). Diese Lizenz beinhaltet nicht das Recht, Fotos von Unsplash zusammenzustellen, um einen ähnlichen oder konkurrierenden Dienst zu replizieren. >> Lizenz(Link ist extern) >> Originalfoto(Link ist extern). Das Foto im Arikel ist ein Bildausschnitt, angefertigt von H.S.
11. Masketragendes Kleinkind mit Sonnenbrille auf Minifahrrad. Foto: Quinn Dombrowski, Berkeley, USA. Solche Eltern sollten wegen grob-fahrlässiger Kindeswohlgefährdung vor Gericht gebracht werden. Leider ist auf die korrumpierte Systemjustiz wenig Verlass. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)). Der Bildausschnitt wurde von Helmut Schnug verändert!
12. Zwangsmaskierte SchülerInnen in einer Schulklasse. Foto: Drazen Zigic. Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/(Link ist extern) . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (Drazen Zigic) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto(Link ist extern).
Last Updated on 20. Mai 2022 by redaktion
Die verlorene Mimik
Die Demaskierung der Maskierer steht noch aus.
Die Vergehen des Maskenregimes sind keine harmlose Angelegenheiten.
von Berndt Bleckmann
Das Maskentragen birgt aus psychologischer Sicht katastrophale Risiken und Nebenwirkungen und treibt die Spaltung der Gesellschaft voran. Die Vermaskung von Schulkindern ist kein harmloses Unterfangen. Bevor man sie hinter Masken zwingt, sollte man die Tragweite der Maßnahme begriffen haben.
Auch Erwachsene könnten stärker betroffen sein, als sie ahnen. Es scheint, dass sich die Spaltung der Gesellschaft verschärft hat und der Umgang miteinander im öffentlichen Raum rauer wurde. Vielleicht hat die Verschleierung der Mimik durch die Maske hierzu beigetragen. Freundliche Umgangsformen brauchen ein offenes Visier, ein geschlossenes meint Kampf. Im Folgenden wird versucht, das Geschehen hinter der Maske zu lüften.
Mimik spielt im zwischenmenschlichen Umgang eine zentrale Rolle. Kommunikation ist mehr als der Austausch von Wörtern. Die Mimik ist auf das Engste mit der Sprache verschnürt und man muss das Paket aufschnüren, wenn man die Funktionsweise der Teile verstehen will.
► Was ist Sprache?
Der Ausdruck Sprache wird für alles Mögliche verwendet. Zunächst für die verbalen Sprachen der Menschen. Mimik und Gestik werden als Körpersprache bezeichnet. Auch von Tiersprachen wird geredet, sogar von einer Bienensprache [auch Tanzsprache(Link ist extern); H.S.]. Mit Letzterer sind die Tänze gemeint, mit denen eine Biene ihren Artgenossen einen Futterstandort signalisiert.
Träfe ein Dackel aus Deutschland auf einen Hund aus China, die beiden verstünden sich auf Anhieb mit jedem „Wau-Wau“. Und auch ein schweigsamer sibirischer Wolf wäre genau im Bilde, worüber die beiden bellen. Animalisches Kommunikationsvermögen wird mit den Genen vererbt. Im Unterschied zu einer menschlichen Muttersprache müssen Tiersprachen nicht erlernt werden. Ihr Verständnis ist angeboren und daher in der gesamten Tierart spontan gegeben. Und jede Tierart kennt nur eine einzige Sprache, deren Gestalt über Jahrtausende gleich bleibt.
Haben Menschen im Laufe der Stammesgeschichte ihr angeborenes Kommunikationsvermögen verloren? Keineswegs. Entdecker wie Kolumbus hätten keine Chance gehabt, sich mit Einheimischen zu verständigen, hätten sie nicht über ein Arsenal von Signalen verfügt, mit denen sie kommunizieren konnten. Es war die angeborene Kommunikationspotenz der Art Homo sapiens, die ins Spiel kam. Sie entspricht jener der Tiere und die Bezeichnung Artsprache wäre hierfür angemessen.
► Ursprache
Bei der gegenwärtigen Verkauderwelschung des Deutschen mit unnötigen Anglizismen ist aber zu befürchten, dass Artsprache als „Artlanguage“, also als „Kunstsprache“ missverstanden wird. Und das wäre das Gegenteil dessen, was hier gemeint ist. Daher sei der Ausdruck ‚Ursprache‘ gewählt.
Wir verfügen durchaus noch über die ursprüngliche Sprache (Singular) unserer Art, die angeboren ist, also mit den Genen erworben wird. Diese Ursprache besteht aus einer weitgefächerten Palette von Ausdrucksformen wie Körperhaltung, Körperbewegungen, besonders der Hände, Droh- und Dominanzgebärden, Unterwerfungsgesten, Abwehrhaltungen, Begrüßungs- u. Einladungsgesten und so weiter. Dazu kommen Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, also alles, was man unter Mimik versteht, wie Lächeln, Augenaufreißen oder -zukneifen, Stirnrunzeln, Lippenspitzen, Mundwinkelherunterziehen, et cetera.
Unsere Mimik fungiert als permanente Signalanlage. Das menschliche Gesicht ist ein Großflughafen von abgehenden Signalen. Und nicht nur Mimik und Körperbewegungen, sondern auch Lautäußerungen nichtverbaler Art, wie Jauchzen, Stöhnen, Zischen, Schreien, Wimmern, Weinen oder Lachen, gehören zur vielfältigen ursprachlichen Ausdruckspalette.
Pantomime ist die Kunst, mit dem Repertoire der ursprachlichen Signale Geschichten zu erzählen. Comics und Zeichentrickfilme leben von der expressionistischen Übertreibung ursprachlicher Codices. Sie werden schon von sehr kleinen Kindern spontan verstanden, was belegt, dass ihr Verständnis angeboren ist.
Joe Navarro(Link ist extern) (* 26. Mai 1953 in Cienfuegos, Kuba), ein kubanischer Einwanderer in die USA, erzählt:
Im Zweiten Weltkrieg war es für die französische Résistance eine Frage von Leben und Tod herauszufinden, ob jemand ein Spitzel war. Hierfür hatte sie einen Experten. Der blinde frz. Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Hochschullehrer Jacques Lusseyran(Link ist extern) (* 19. September 1924 in Paris; † 27. Juli 1971 in Saint-Géréon b. Ancenis) schildert, wie er einem gewissen Nivel begegnete:
Früh erblindete Menschen entwickeln bisweilen eine besondere akustische Sensibilität, die ihnen als Frühwarnsystem dient. Für Lusseyran war das Gehörte weit mehr als eine Abfolge von Sätzen. Er lauschte auf die ursprachlichen Signale, die der andere unabsichtlich preisgab. Denen begegnete er in seiner „geheimen Kammer“. Und die verrieten ihm, dass der andere ein Lügner und Spitzel war.
[Mit knapp acht Jahren erblindete Lusseyran durch einen Unfall in der Schule, doch das Kind beschließt, dies als Privileg zu erleben. 1943 wurde er verhaftet und deportiert, kehrte lebend aus dem Konzentrationslager Buchenwald zurück und begann Bücher zu schreiben, die in den USA zu Bestsellern wurden. Er starb 46jährig bei einem Autounfall auf der RN 23 (heute D 723) in Saint-Géréon, 30 km östlich von Nantes, als er wieder seine alte Heimat besuchte. Welch ein außergewöhnliches Schicksal und Tragik! Reposez en paix, Mons. Lusseyran. Helmut Schnug]
Das wichtigste Erkennungsmerkmal eines Menschen ist neben seinem Aussehen seine Stimme. Sie wird nicht nur durch Kehlkopf und Stimmbänder geformt, sondern auch durch sein Temperament und seine Art zu sprechen. Stimmhöhe, Lautstärke, Rhythmus und Tempo, die Art der Betonung und anderes mehr machen die Einzigartigkeit einer Stimme aus. Das alles sind ursprachliche Signalmomente.
Nicht nur was, sondern auch wie jemand etwas sagt, ist ausschlaggebend. Das Gewicht des ursprachlichen Anteils in der alltäglichen Kommunikation wird unterschätzt, weil die Aufmerksamkeit auf den Inhalt einer Rede gerichtet ist.
Der englische Archäologe Steven Mithen(Link ist extern) meint:
Ähnlich wie Mithen bemerkt auch der niederländische Primatologe Frans de Waal(Link ist extern) (* 29. Oktober 1948 in ’s-Hertogenbosch):
Die menschlichen, ursprachlichen Signale sind in ihrer Grundstruktur denen von Menschenaffen (Hominiden) verwandt. Sie sind vom selben Evolutionstypus. Daher gibt es wechselseitiges Verständnis.
Und wir verstehen sehr wohl, was es bedeutet, wenn sich ein Gorilla- oder Schimpansenmännchen aufrichtet und mit den Fäusten an die Brust schlägt: „Seht her, ich bin der Größte!“
Man kann davon ausgehen, dass die Erzeugung und Verarbeitung ursprachlicher Signale ein Erbteil aus der animalischen Phase der Menschheitsgeschichte ist, deshalb in stammesgeschichtlich älteren Hirnarealen geschaltet wird und nicht über jene kortikalen Partien läuft, in denen sprachbasiertes, diskursives Denken stattfindet. Dazu passt, dass ursprachliche Signale als spontan, unmittelbar, reflexartig oder instinktiv empfunden werden und man unbewusst agiert oder reagiert.
► Kultursprachen [6]
Im Laufe der Evolution der Primaten entsteht ein Ausnahmewesen, der Mensch. Seine Reifung vom Säugling zum erwachsenen Exemplar ist nicht mehr allein genetisch vorherbestimmt wie bei allen anderen Arten, sondern die vollständige Reifung bedarf eines kulturellen Eingriffes, setzt das Wirken einer spezifischen Sprachkultur voraus.
Genetisch vererbt, also angeboren sind in diesem Fall nur die Fähigkeit und das Verlangen des Kleinkindes, die Sprache seiner Umgebung zu lernen. Diese Sprache hat in seinen Genen keine Repräsentanz, aber das Sprechenlernen hinterlässt in seinem Großhirn physische Einträge (spezifische Figurationen von Synapsen). Um ein vollwertiges Mitglied einer menschlichen Gemeinschaft zu werden, müssen Kinder in eine Sprachkultur hineinwachsen. Menschwerdung ist somit nur als sozialer Prozess innerhalb einer Kultur möglich.
Biologische Gestalt und kulturelles Umfeld sind hier aber keine Gegensätze, sondern unabdingbare Komponenten jeder Menschwerdung. Althergebrachte, philosophische Denkweisen, dass Natur und Kultur Gegensätze seien, erweist sich hier als erkenntnistheoretischer Irrtum. Die biologische Substanz des Menschen ist so angelegt, dass sie zu ihrer Reifung der Sprache einer gegebenen Kultur bedarf. Es liegt daher nahe, die verbalen Verständigungsmittel der Menschheit als Kultursprachen zu begreifen.
Kultursprachen haben kein starres Begriffsrepertoire und auch keine unveränderliche Wörterpartitur, sondern sie verändern sich im Laufe der Zeit wie die Kultur, deren Verständigungsmittel sie sind. Was auf den ersten Blick als Nachteil erscheint, ist das Geheimnis des Erfolges. Die Erweiterung des Wissens bedarf einer veränderbaren Sprache, um das Neue in Begriffe zu fassen. Würden Sprachen mit den Genen vererbt, könnten sie sich nicht zeitnah verändern. Genmutationen finden in anderen Zeiträumen statt.
► Das Instrumentarium der Symbole
Menschen betrachten die Welt anders als Tiere. Die ursprüngliche, animalische Form der Betrachtung kann nicht die reflektierte Wahrnehmung der Dinge und Vorgänge gewesen sein. Das muss so etwas wie eine unmittelbare Anmutung, ein Sein im Hier und Jetzt gewesen sein, gleich einem Treibholz im Strom der Zeit. Ein Sein, das von den Vorgängen des Lebens angemutet und von den eigenen Affekten(Link ist extern) (Erregungen) beherrscht wird.
In drogen- oder meditationsbedingten Rauschzuständen lässt sich das Moment bewusster Wahrnehmung kurzzeitig ausschalten und ein Zustand erleben, der ursprünglicher Anmutung nahekommen könnte. Religiös motivierte Meditierende oder Drogenkonsumenten deuten das als ‚Fenster zur Transzendenz‘ oder als ‚Erweiterung der Pforten der Wahrnehmung‘.
Es gibt streng genommen nichts, was nicht im Lauf der Zeit einer Veränderung unterliegt. „Alles fließt“, sagte ein altgriechischer Philosoph. Erst unsere Muttersprache macht, dass etwas für uns ist. In einer Sprache sind Momente des ewig fließenden Weltgeschehens in Symbolen erstarrt. In einer gesprochenen Sprache sind es Lautsymbole (Norbert Elias).
Diese haben mit dem Bezeichneten keinerlei Ähnlichkeit, ausgenommen sogenannte lautmalende Wörter, mehrheitlich aus der Kindersprache, wie Miau oder Muh. Diese Symbole bilden das, was wir Sprache nennen. Und wir sind auf geheimnisvolle Weise in der Lage, diesen Symbolen/Begriffen/Wörtern, die aus Konkretem geboren wurden, einen verallgemeinernden Bedeutungsradius einzuräumen.
Baum: Das Lautsymbol/Wort Baum ist ein Symbol für eine unendliche Vielzahl von ähnlichen Gewächsen, die durch Wachsen oder Absterben einer ständigen Veränderung unterliegen. Es gibt keine zwei Bäume, die genau gleich sind. Dennoch verständigen wir uns über Bäume und wissen, was damit gemeint ist. Dieses Verstehen auf einer höheren Synthese-Ebene ist nicht angeboren, sondern wird mit dem Sprechen lernen erworben.
Mama: Zunächst ist die Mutter nur ein nährendes und schützendes Biotop für den Säugling. Es dauert seine Zeit, bis er die zwei großen Augen über seinem Gesicht, den vertrauten Klang ihrer Stimme und die schützenden Arme, die ihn umfangen und hochheben, bis das alles zu „Mama“ wird, zusammenschmilzt zu dem Lautsymbol Mama, das er von seiner Umgebung angeboten bekommt. Das Biotop wird in seinem Gedächtnis nun mit dem Symbol Mama repräsentiert. Und es kann noch lange dauern, bis er seine Mama mit dem Wort Mutter in Verbindung bringt.
Mit dem Sprechen lernen eröffnet sich gleichsam eine zweite Welt. Wilhelm von Humboldt(Link ist extern) (* 22. Juni 1767 in Potsdam; † 8. April 1835 in Tegel) bemerkte, dass die Sprache
Die erlebte Welt bekommt in Lautsymbolen ein zweites Sein und fortan steht das Lautsymbol als Mosaiksteinchen der „wahren Welt“ für das Wahrgenommene. Unbewusste Anmutung wird zur bewussten Wahrnehmung.
Der deutsch-britische Soziologe Norbert Elias(Link ist extern) (* 22. Juni 1897 in Breslau; † 1. August 1990 in Amsterdam) spricht in diesem Zusammenhang von der
Ereignisse oder Gegenstände bekommen Namen, werden mit Raum- und Zeitbezügen im Gedächtnis gespeichert und somit beliebig abrufbar. Mit der Aneignung von Lautsymbolen befreit sich der Mensch aus der Bindung an Zeit und Raum, weil Figurationen von Lautsymbolen (Wörtern/Begriffen) zu Gedanken werden (Denken als stummes Sprechen verstanden), die frei verfügbar und manipulierbar sind. Die im Sprachgedächtnis gespeicherten Lautsymbole sind die Bausteine der Humboldt’schen wahren Welt, welche der Intellekt zwischen sich und die Gegenstände setzt.
Elias bemerkt, dass es nicht möglich wäre, einem Hund beizubringen, wütend sein Revier zu verteidigen, wenn kein Rivale im Anmarsch ist. Die Aufforderung an einen Hund: „Stell dir vor, es kommt ein Störenfried und jetzt belle!“, würde nicht klappen. Wenn der Anlass für eine angeborene, artgemäße Reaktion fehlt, bleibt sie aus. Ein Hund, wie alle Tiere, ist verhaftet im Hier und Jetzt.
Dem gegenüber kann ein Kind, das mit seiner Puppe spielt, echte Trauer empfinden, wenn die Puppe krank ist. Ebenso leicht kann es sich im nächsten Augenblick freuen, dass die Puppe wieder gesund ist. Das Kind kann in Fantasiewelten wandeln.
In der Fantasie können Dinge und Vorgänge in beliebige Räume und Zeiten verlegt werden. Mehr noch, aus verschiedenen Symbolen können Fantasiegestalten konstruiert werden wie das Einhorn, der Teufel, die Engel und andere Mythengestalten.
► Was ist Bewusstsein?
Diese Frage treibt Philosophen und Psychologen schon seit ewigen Zeiten um. Christliche Theologen machten es sich und uns leicht und sagten, es sei der göttliche Funke.
Die Lösung könnte in der Einsicht liegen, dass die Erfassung des Weltgeschehens durch Symbole eine neue Dimension bekommt, eine fünfte Dimension (Elias). Es sind die Symbole einer Sprachkultur die uns vor unserem geistigen Auge begegnen, deren wir uns bewusst werden. Bewusstsein wäre somit ein kultursprachliches Phänomen. Bewusst, im Sinne von reflektierbar, darüber nachdenken können, wird nur das, was über jene kortikalen „Umspannwerke“ läuft, die kultursprachliche Einträge verarbeiten.
Dass wir über uns nachdenken können, uns von uns selbst distanzierend, ist unserer Sprache zu danken. Bewusstsein ist Bewegung in der fünften Dimension.
Wenn man sich aus dem Hineingeworfensein in das Hier und Jetzt befreien kann, tun sich neue Welten auf. Erinnerungen an Vergangenes, Vorstellungen über Fernes, Fantasien über Zukünftiges werden möglich. Diese Freiheit hat die Verfügbarkeit von Lautsymbolfigurationen zur Voraussetzung, denn erinnern, planen, glauben, fantasieren ist stimmloses Sprechen, wobei einmal erfasste Gedankengänge nicht jedes Mal Stück für Stück neu gedacht werden müssen, sondern abgerufen werden können, ähnlich wie man eine Zeitungsüberschrift mit einem Blick überfliegt und nicht Buchstabe für Buchstabe entziffern muss — es sei denn, man ist Legastheniker.
► Das duale System menschlicher Kommunikation
Die ältere Hirnforschung neigte zu der Ansicht, dass es im Gehirn mehr oder weniger abgegrenzte Bereiche gäbe, denen verschiedene Funktionen zukämen. Es gäbe ein Areal für Sprache, benannt nach den Forschern Paul Broca(Link ist extern) und Carl Wernicke(Link ist extern); Areale, in denen Sinnesempfindungen verarbeitet werden; eine Hirnpartie (Amygdala(Link ist extern), auch Mandelkern), aus der Gefühle, Emotionen, Affekte gespeist werden und so weiter.
Jüngere neurologische Forschungen scheinen zu belegen, dass das Ausmaß der Vernetzung des gesamten „Apparates“ unterschätzt wurde. Laienhaft ausgedrückt könnte man sagen, dass das Gehirn des Menschen eine multifunktionelle Maschine ist, in der alles mit allem zusammenhängt, reagiert und kommuniziert.
Andererseits widersprechen neuere Erkenntnisse über die Physiologie des Gehirns herkömmlichen psychologischen Auffassungen:
Situationsgefärbte Erregungsspitzen unseres Seelenlebens nennen wir Liebe, Hass, Eifersucht, Trauer, Freude, Neid, Wut, Angst, oder Mitleid, um nur einige zu nennen. Sie werden auf einer höheren Synthese-Ebene als Gefühle bezeichnet, oder akademischer ausgedrückt, als Emotionen oder Affekte. In all diesen Begriffen erstarren psychische Prozesse zu autonomen Subjekten: — der Liebe, dem Hass und so weiter. (In Dramen der Barockzeit wurden sie als Personen dargestellt.) Diese prägen das Denken, denn die Züge der Gedanken folgen den Geleisen der Sprache.
Mit der Fähigkeit zur Reflexion wächst auch die Fähigkeit zur kulturell gebotenen Affektbeherrschung. In einer Jugendbande mag so etwas wie ein Urzustand herrschen und der Stärkste weist, wie bei einem Wolfsrudel, die anderen in ihre Schranken. Kulturen erfordern ein differenzierteres Affektmanagement.
Aus dieser Warte wird die Rückkehr in den Urzustand zur Auffälligkeit, wenn jemand zum Beispiel „ganz von Sinnen“ vor Wut oder Angst ist, während das eigentlich Auffällige, die Affektreduktion, als das Normale erscheint. So entsteht die Vorstellung, dass Affekte/Emotionen/Gefühle zusätzliche Dimensionen oder Potenzen unseres Seelenlebens seien, obwohl dem die Erfahrung widerspricht, denn es bedarf zwar einer mentalen Anstrengung Liebe, Hass oder Eifersucht zu unterdrücken, nicht aber diese Gefühle zu haben.
Das war der Grund, weshalb die ältere Hirnforschung nach einem Zentrum oder einer Quelle für Gefühle suchte. Tatsächlich zeigt die jüngere neurologische Forschung ein etwas anderes Bild. Danach sind Affekte keine zusätzlichen Attribute, die zugeschaltet werden, sondern eine immanente Eigenschaft aller psychischen Phänomene, also auch eine Eigenschaft der Wahrnehmung oder der Erkenntnis oder des Glaubens.
In der amerikanischen Literatur wird diesbezüglich von ‚core affect‘ [Kerneffekt] gesprochen, was man mit Basiserregung oder Primäraffekt übersetzen könnte. Diese Theorie kann erklären, weshalb ursprachliche Signale eine affektive Ladung haben und beim Empfänger eine entsprechende Resonanz auslösen, egal ob es ein Lächeln oder eine abweisende Mundwinkelstellung, eine herrische Geste oder ein eingezogener Buckel, ein angewidertes Zischen oder ein lauter Lacher ist.
Ursprachliche Signale scheinen bisweilen noch die Vitalität einer stammesgeschichtlichen Epoche zu haben, der kulturbedingte Affektreduktion fremd war. Einem schallenden Gelächter kann man schwer widerstehen, selbst wenn man gar nicht weiß, worum es geht. Dasselbe gilt für wehklagende Trauer.
Die ursprachlichen Signale sind raum- und zeitgebunden. (Pantomime spielt in der Gegenwart.) Das kultursprachliche Instrumentarium, das die Raum- und Zeitbindung überwindet, ist dem alten System weit überlegen und wurde gleichsam zum Wortführer im dualen System der menschlichen Kommunikation.
Damit ändert sich die Funktion der ursprachlichen Signale. Variationen in Mimik und Gestik sowie in Tonhöhe, Lautstärke, Melodie, Rhythmus und Betonung dienen nun als parallele Signalebene, die der verbalen Mitteilung eine persönliche Note verleiht. Durch die ursprachlichen Signale bringt der Sprecher seine Individualität mit ein und offenbart seine affektive Konfiguration, vielleicht sogar ungewollt, wie wir an dem Beispiel von Nivel sehen konnten. Das heißt, es werden nicht nur Inhalte, sondern auch Affekte kommuniziert. Erst beide Seiten zusammen ergeben ein Gespräch unter Menschen, machen es lebendig und authentisch.
► Der Fluch der Maske
Weil in einer Gesprächssituation nicht nur Inhalte, sondern auch Affekte kommuniziert werden, ist das individuelle Moment einer Mitteilung von immenser Bedeutung für eine Zuhörerschaft, besonders für eine jüngere. Wenn die Maske die Mimik verdeckt, fehlt eine wesentliche Orientierungsquelle, die gerade für Kinder von größter Bedeutung ist.
Eine sympathische Verbindung zur Lehrperson ist ein wesentlicher Faktor für den Lernerfolg. Je stärker eine Situation ein affektives Engagement auslöst, desto eher werden Informationen im Gedächtnis gespeichert und desto lebhafter werden sie später erinnert. Was die Pädagogik intuitiv schon lange weiß, wird durch neuere Hirnforschungen bestätigt.
Durch den oben angesprochenen Primäraffekt wird schon vor der Bewusstwerdung die Aufmerksamkeitsverteilung moderiert. Der Affekt wirkt als Filter, welche Sinnesreize das Bewusstsein erreichen. Durch den Primäraffekt bekommt die Wahrnehmung eine subjektive Qualität und gewinnt persönliche Bedeutsamkeit. Die Überzeugungskraft einer Erinnerung wurzelt in ihrer affektiven Ladung. Psychiatriepatienten, die eine Störung in diesem Bereich haben, wissen zwar, dass sie jemanden kennen, haben aber bei einer Begegnung nicht das emotionale Erlebnis des Wiedererkennens.
Das amerikanische Forscherteam Seth Duncan und Lisa Feldmann Barett(Link ist extern) berichtet, dass dort, wo die höchsten affektiven Ladungen zu finden sind, auch die festesten Überzeugungen vorherrschen, selbst dann, wenn das Gegenteil evident ist. Die stärksten affektiven Ladungen fanden sie in jenen Themenbereichen, in denen es um metaphysische Fragen ging. Daher sei religiöser Fanatismus am allerwenigsten für Gegenargumente zugänglich [10]. Man wird hinzufügen dürfen, dass dies auch für politische Themenbereiche zu gelten scheint.
Diese etwas detailliertere Einlassung auf jüngere neurologische Forschungsergebnisse sollte deutlich machen, welch immense Bedeutung der affektive Faktor für Wahrnehmen, Erinnern, Wissen und Glauben hat. In Hinblick darauf sind Masken für den Schulerfolg kontraproduktiv, denn sie reduzieren den affektiven Part der Kommunikation.
Nicht nur für das Lehrer-Schüler-Verhältnis könnte das Maskenregime bei längerer Dauer problematisch sein, sondern auch für die Klassengemeinschaft selbst. Diese wird durch die Maske in einem empfindlichen Punkt getroffen. Die Rückkoppelung gegenseitiger Akzeptanz und Sympathie wird deutlich erschwert. Aber gerade das ist es, was eine Klassengemeinschaft zusammenhält.
Ein Eingriff in das affektive Gleichgewicht einer Klassengemeinschaft, wie er durch die Maske erfolgt, ist keine harmlose Angelegenheit. Alles dies wäre einer breit angelegten Untersuchung wohl wert.
Berndt Bleckmann
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Berndt Bleckmann, Jahrgang 1944, ist Diplom-Psychologe und mit einer Weißrussin verheiratet. Nach Schulbesuchen in St. Gilgen und Salzburg studierte er in München. Danach war er beruflich in der Erwachsenenbildung tätig und immer mit Eifer in den Bewegungen der 1970er und -80er Jahre dabei. In reiferen Jahren kehrte er nach Österreich zurück. Er litt und stritt 24 Jahre im Kommunalparlament einer oberösterreichischen Landgemeinde, hielt Hochlandrinder und Pferde und schreinerte unter anderem Fenster, Türen und Möbel. Außerdem verfasste er Literarisches und das Buch „Guru statt Jesus“.
Quellen und Anmerkungen:
[1] Joe Navarro, Menschen lesen — Ein FBI-Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt, München 2010, Seite 17 folgende.
[2] Jacques Lusseyran, Das wiedergefundene Licht, Frankfurt am Main 1981, Seite 173 folgende. (>Textauszüge(Link ist extern))
[3] Steven Mithen, The Singing Neanderthals, London 2005, Seite 157.
[4] Frans de Waal, Der Affe in uns: Warum wir sind wie wir sind, München 2009, Seite 300 folgende.
[5] Frans de Waal, Seite 306.
[6] Wichtige Einsichten zu diesem Abschnitt verdankt der Verfasser der Elias’schen Symboltheorie. Norbert Elias, Symboltheorie, Frankfurt am Main 2001.
[7] Wilhelm von Humboldt, Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues, Gesammelte Schriften, Band VII, Seite 177.
[8] Norbert Elias, Symboltheorie, Seite 86.
[9] Norbert Elias, Symboltheorie, Seite 10.
[10] Seth Duncan and Lisa Feldmann Barett, Affect is a form of cognition: A neurobiological analysis, National Institute of Health, Cogn. Emot., 2007 September; 21(6): 1184-1211.
Lesetipps:
»Die Maske hat uns das freundliche Gesicht geraubt: Sie hat das Antlitz einer kranken Gesellschaft in unser Bewusstsein gebrannt. Derzeit leben wir in einem Land des verlorenen Lächelns.« von Susanne Begerow, Diplompsychologin und Publizistin | RUBIKON, im KN am 11. März 2022 >> weiter.
»Herzlose Begrüßung in Coronazeiten: Ellbogengruß, Faust- und Fußgruß« von Gabriele Herb | RUBIKON, im KN am 1. März 2022 >> weiter.
► Quelle: Dieser Text erschien als Erstveröffentlichung am 17. Mai 2022 bei RUBIKON >> rubikon.news/(Link ist extern) >> Artikel(Link ist extern). RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch die Geschäftsführerin Jana Pfligersdorffer. RUBIKON unterstützen >> HIER(Link ist extern). Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International lizenziert. >> CC BY-NC-ND 4.0(Link ist extern). Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.
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► Bild- und Grafikquellen:
1. Blondhaariges Kleinkind im grünen Kleidchen mit bunter Stoffmaske: Das Maskentragen birgt aus psychologischer Sicht katastrophale Risiken und Nebenwirkungen. Kindern zu erzählen, sie brächten ihre Oma um, wenn sie keine Maske tragen oder Oma umarmen wollen — und schlimmer noch: wenn sie sich nicht gerne „impfen“ lassen [Verabreichung einer Flüssigkeit, die wir „Impfung“ nennen sollen, nachdem die WHO die Definition der Begriffe immer wieder geändert hat – nun sind auch Gentherapeutika, also Gentechnik-Präparate, Impfstoffe. H.S.] —, sind einer Nötigung, einer Erpressung ausgesetzt, die alles übersteigt, was im Rahmen einer schwarzen Pädagogik schon einmal en vogue war. Früher hieß es, dass Mutti traurig ist oder Migräne kriegt, wenn du frech bist. Heute bringst du eben alle um, wenn du nicht brav bist, nicht wahr?
Foto: Quinn Dombrowski, Berkeley, USA. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)). Der Bildausschnitt wurde von Helmut Schnug verändert!
2. Kleiner Junge ist offensichtlich ziemlich sauer. Als die Mimik (auch die Miene oder das Mienenspiel) werden die sichtbaren Bewegungen der Gesichtsoberfläche bezeichnet. In den meisten Fällen entsteht ein Gesamteindruck aus einzelnen mimischen Facetten, da die einzelnen Bewegungen der Gesichtsmuskulatur in Sekundenbruchteilen ablaufen. Die Mimik ist ein Teil des Ausdrucksverhaltens des Menschen sowie dazu befähigter Tiere. Sie ist beim Menschen zusammen mit anderen Verhaltensweisen und Handlungen wie der Gestik ein wichtiger Bestandteil der nonverbalen Kommunikation(Link ist extern). Foto: Milan Nykodym, Kutna Hora / Czech Republic. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)).
3. Kleines Mädchen zieht eine Grimasse: Der Gesichtsausdruck beruht im Wesentlichen auf der Kontraktion der mimischen Muskulatur(Link ist extern) und wird besonders durch Augen und Mund als die beweglichsten Teile des Gesichts hervorgebracht. Es gibt etwa dreitausend Variationen.
Mimik besitzt in folgenden Bereichen eine besondere Bedeutung:
• sie ist Ausdruck von einer bestimmten Emotionalität, manchmal auch Intentionalität und wird so zu einer grundlegenden, jedoch oft unwillkürlichen Art von Kommunikation
• sie hat Ausdrucks- und Appellfunktion, ist somit erste Mitteilungsform zwischen Kind und Eltern
• sie gibt Aufschluss über individuelle Eigenheiten eines Menschen aufgrund seiner personenspezifischen Bewegung (Eigendynamik).
Mimische Kommunikation(Link ist extern) und Interaktion(Link ist extern) ist sozial(Link ist extern) bedeutsamer, als es die auffälligere und besser dokumentierbare Sprache(Link ist extern) vermuten lässt. Foto: Milan Nykodym, Kutna Hora / Czech Republic. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)). Der Bildausschnitt wurde von Helmut Schnug verändert!
4. Schimpanse und Mensch beim Schachspielen: Die menschlichen, ursprachlichen Signale sind in ihrer Grundstruktur denen von Menschenaffen verwandt. Sie sind vom selben Evolutionstypus. Daher gibt es wechselseitiges Verständnis. Im Spiel zweier ungefähr gleichstarker Gegner kommt es bisweilen zu einer Situation, in der sich beide Seiten paralysiert haben, es scheint keinem mehr möglich, die Partie zu gewinnen, und bei sehr guten Spielern ist das in der Regel dann auch der Fall. Dann haben beide verloren. Fanstasiebild/Fotomontage: Tabor / Reinhold Silbermann. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Fantasiebild(Link ist extern).
5. WORTE: Kultursprachen haben kein starres Begriffsrepertoire und auch keine unveränderliche Wörterpartitur, sondern sie verändern sich im Laufe der Zeit wie die Kultur, deren Verständigungsmittel sie sind.
Viele Wörter sind allerdings durch die Rechtschreibreformen einfach verschwunden, die literarische Ausdruckskraft der Sprache wurde eingeschränkt, und die neuen Schreibregeln haben die Lesbarkeit des geschriebenen Wortes nicht gerade verbessert. Passiver Widerstand beginnt mit den Worten. Zu denken, woher die Begriffe und Schlagworte kommen, die wir verwenden oder ständig zu hören bekommen, und welche Gedankenwelt hinter den Begriffen steht, die man uns in den Medien fortwährend wie Flöhe ins Ohr setzt. Entlarvt den Liberalismus in seinen Worten, und befreit Euch von seinem Denken! Foto: Steffi Reichert, Berlin alias URBAN ARTefakte. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0(Link ist extern)).
6. Muttern mit ihren Kindern beim Betrachten eines Bilderbuches. Lautmalende Wörter, mehrheitlich aus der Kindersprache, wie Miau, Muh oder töff töff dienen als Symbole. Sie bilden das, was wir Sprache nennen. Foto: frimufilms. (detaillierter Urhebername nicht benannt!). Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/(Link ist extern) . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (frimulims) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto(Link ist extern).
7. Mädchen küsst seine Puppe. Ein Kind, das mit seiner Puppe spielt, kann echte Trauer empfinden, wenn die Puppe krank ist. Ebenso leicht kann es sich im nächsten Augenblick freuen, dass die Puppe wieder gesund ist. Das Kind kann in Fantasiewelten wandeln. Foto: SeaReeds. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Foto(Link ist extern).
8. Menschliches Gehirn: Diese linke Hälfte ist für Logik, Verstand und Sprache zuständig, während die in unserer Kultur schwächer ausgeprägte rechte Gehirnhälfte der Sitz unseres Gefühlslebens ist. Diese Polung der menschlichen Gehirnhälften fand auf kollektiver Ebene vor mehreren zehntausend Jahren statt und vollzieht sich bei jedem Einzelnen noch heute im Kindesalter. Illustration: ElisaRiva / Elisa, Italia. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Illustration(Link ist extern).
9. Psychosen und Stress haben viele Ursachen, z.B. ein Gefühl der Angst und Hilfslosigkeit, der Bedrohung der Gesundheit, der wirtschaftlichen Existenz, familiäre Probleme etc. So tendieren viele Menschen der heutigen Masken- und Plexiglasgesellschaft zum Notfall-Modus (Flight-Fight-Freeze-System, kurz FFFS). Sollte man nicht auch darauf achten, ob eine Verhaltensweise Ausdruck körperlicher und geistiger Gesundheit ist?
Foto: Engin_Akyurt / Engin Akyurt, Türkçe. Quelle: Pixabay(Link ist extern). Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden – gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz(Link ist extern). >> Foto(Link ist extern).
10. Masketragender Junge auf der Rücksitzbank eines Autos. Der Kinderarzt Dr. Eugen Janzen hat eigene Blutuntersuchungen bei Kindern und Erwachsenen durchgeführt, um hormonelle Veränderungen aufgrund des Maskentragens zu erforschen. Entscheidend für das Ausmaß der Schädlichkeit und den Anteil der CO²-Rückatmung ist offenbar die Größe des Totraumvolumens zwischen Gesicht und Maske sowie das Alter und Lungenvolumen des Trägers.
Bei Erwachsenen macht das Totraumvolumen nur ca. 10% des gesamten Atemzugsvolumens der Einatmungsluft aus. Bei z.B. einem 7-jährigen Mädchen mit 20 kg: ca. 70ml Totraumvolumen bei 200ml Atemzugsvolumen, also 35%. CO²-Wert im Blut steigt, Gefäße werden dadurch weiter, Herzfrequenz, Atemfrequenz und Atemtiefe verändern sich sicher. Als Gegenreaktion: Nebenniere produziert Stresshormon Adrenalin, welches die Gefäße verengt. Der Arzt berichtet von seinen Experimenten mit ca. 20 verschiedenen Maskenarten an sich selbst und mit verschieden alten Kindern und Erwachsenen in Familie und Bekanntenkreis.
Foto: John Benitez, Miami Florida. Quelle: Unplash.com(Link ist extern). Unsplash is internet’s source of freely usable images. Unsplash gewährt Ihnen eine unwiderrufliche, nicht-exklusive, weltweite Urheberrechtslizenz zum Herunterladen, Kopieren, Ändern, Verbreiten, Aufführen und Verwenden von Fotos von Unsplash kostenlos, auch für kommerzielle Zwecke, ohne Erlaubnis oder Nennung des Fotografen oder von Unsplash (obwohl eine Namensnennung erwünscht ist!). Diese Lizenz beinhaltet nicht das Recht, Fotos von Unsplash zusammenzustellen, um einen ähnlichen oder konkurrierenden Dienst zu replizieren. >> Lizenz(Link ist extern) >> Originalfoto(Link ist extern). Das Foto im Arikel ist ein Bildausschnitt, angefertigt von H.S.
11. Masketragendes Kleinkind mit Sonnenbrille auf Minifahrrad. Foto: Quinn Dombrowski, Berkeley, USA. Solche Eltern sollten wegen grob-fahrlässiger Kindeswohlgefährdung vor Gericht gebracht werden. Leider ist auf die korrumpierte Systemjustiz wenig Verlass. Quelle: Flickr(Link ist extern). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0(Link ist extern)). Der Bildausschnitt wurde von Helmut Schnug verändert!
12. Zwangsmaskierte SchülerInnen in einer Schulklasse. Foto: Drazen Zigic. Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/(Link ist extern) . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (Drazen Zigic) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto(Link ist extern).